Disney Speedstorm – Der Fun-Kart-Racer im Early Access

Als Disney Speedstorm auf der E3 2021 angekündigt wurde, ein Fun-Racer im Disney-Universum, entwickelt von Gameloft, war ich zuerst etwas kritisch: Braucht es denn wirklich noch einen „Mario-Kart“-Klon? Neben dem Nintendo Mario-Kart gab es ja schon viele andere Fun-Racer, wie zum Beispiel Shrek Smash n‘ Crash Racing, Garfield Kart, Nickelodeon Kart Racers, Team Sonic Racing, Crash Team Racing, Blur, Split/Second, Lego Racers und so viele mehr. Doch so richtig konnte keines von denen den König aus dem Hause Nintendo vom Thron stoßen.

Doch je mehr Details zu Disney Speedstorm bekannt wurden, desto spannender hörte es sich an: Ein Fun-Kart-Racer, der Free2Play werden soll, der eine sehr beliebte Marke übergestülpt bekommt, mit Charakteren und Leveln, bei denen man sich zuhause fühlt. Und das dann sogar noch mit Crossplay über alle gängigen Plattformen wie Nintendo Switch, Playstation 5 (und PS4), Xbox Series X/S (und One) und sogar PC (Epic, Steam, Windows) mit Cross Progression – ja, mega! Das hatten wir noch nicht.

Dann blieb für mich nur noch die Frage: Ist Gameloft der richtige Entwickler dafür? Denn eigentlich ist Gameloft ja als Entwickler für mobile Plattformen bekannt, egal ob Android, iOS, Windows Mobile, Blackberry, Palm WebOS und sogar Symbian. Für all diese Plattformen hatte Gameloft in der Vergangenheit schon entwickelt und Ports der Mobile Games teils auch für PC, Mac so wie Streaming-Boxen umgesetzt. Dabei war Gameloft vor allem für die Rennspielserie Asphalt bekannt. Bei den Asphalt-Spielen lieferte Gameloft immer gut optimierte Arcade-Rennspiele ab, die selbst auf schwacher Hardware erstaunlich smooth und dennoch mit guter Grafik um die Ecke kamen. Die einzige Angst, die dann noch bei mir im Kopf hängen blieb, war die der Monetarisierung. Denn In-App-Mikrotransaktionen und Co. waren bei Gameloft-Free-to-Play-Spielen oft in Verbindung mit Pay-to-Win-Mechaniken versehen, wenn man nicht 375 Jahre ununterbrochen grinden möchte, musste man viel Geld abdrücken. Nun hieß es aber, dass Disney Speedstorm vor allem durch Optische Extras, die rein kosmetischer Natur sein sollen Monetarisiert werden soll und man bei Disney Speedstorm auf ein faires Spielsystem setzen möchte.

Nun war es endlich so weit: Am 18.04.2023 startete die Early-Access-Phase von Disney Speedstorm. Ich war mehr als gespannt, ob das Spiel den Erwartungen gerecht werden kann und ob Gameloft hier wirklich glänzen kann. Was soll ich sagen? Schon nach wenigen Runden war für mich klar: Verdammt, Disney Speedstorm ist mega! Ich kam aus dem Grinsen nicht mehr raus. Das Spiel liefert richtig gut ab.

Ich habe zwar Kritikpunkte, wie das etwas überladene Menü, an das man sich erstmal ein bisschen gewöhnen muss, die rein englische Sprachausgabe der Charaktere, das sehr actiongeladene Gameplay, das teils ein bisschen sehr Chaotisch ist und einem mehr Konzentration erfordert als manch andere Arcade-Racer-Spiele, und dass es (noch) keine Online-Turniere gibt, wie es zum Beispiel der Klassiker Mario Kart 8 bietet. Man kann nur einzelne Rennen derzeit gegeneinander machen, wobei auch das kein großes Problem ist, denn die Lobbys bleiben bestehen und lösen sich nicht nach jedem Rennen auf, daher ist es verkraftbar. Auch dass es noch nicht so Super viele Charaktere und Strecken gibt, wobei das ja schon angekündigt ist dass es immer mehr werden sollen. Also kann ich mit diesen Kritikpunkten in einer Early-Access-Phase in der sich Disney Speedstorm ja nun befindet gut leben, sind wir mal ehrlich, es ist eine bezahlte Beta Phase.

Der größte derzeitige Kritikpunkt für viele ist derzeit, dass Disney Speedstorm noch nicht Free-to-Play ist, sondern in der Early-Access-Phase Geld kostet, wenn man es spielen möchte. Das ist aber für solche Early-Access-/Founder’s-Pack-Spiele meiner erfahrung her nicht ungewöhnlich und ein allgemeiner Trend in der Spiele Branche.

Die Disney Speedstorm Founder’s Packs gibt es für 30, 50 und 70 Euro. Sie unterscheiden sich vor allem in den direkt freigeschalteten Charakteren, den In-Game Tokens und den Season Passes sowie ein paar kleinen kosmetischen Extras. Diese kostenpflichtige Early-Access-Phase soll laut Gerüchten bis Ende 2023/Anfang 2024 gehen. Ganz ehrlich, wenn ihr es auch jetzt schon spielen wollt, bevor es Free2Play wird, holt euch das kleine Paket für 30 Euro (29,99 €). Das reicht vollkommen aus, die größeren braucht man meiner meinung nach nicht wirklich, da man sich die Sachen auch bequem erspielen kann.

Jetzt zum Spiel selbst: Disney Speedstorm ist eines der bestaussehendsten Cartoon-Style-Racing-Games. Es ist solide und läuft auch schon in der Early-Access-Phase erstaunlich geschmeidig. Man merkt, dass Gameloft Erfahrung hat, Gaming-Hardware gut auszunutzen und schnelle, spaßige Spiele zu machen. Ruckeln oder Ähnliches hatte ich nicht, nur am Release-Tag ein paar Serverabbrüche beim Online-Gaming, aber das hat man an Release-Tagen ja leider bei fast allen Spielen. Inzwischen scheint es deutlich besser zu laufen. Das Spiel hat mir vom ersten Moment, nachdem ich das Menü überwunden hatte, einfach nur noch ein dickes Grinsen ins Gesicht gezaubert. Es ist schon lange her, dass ich solch eine Freude bei einem Rennspiel hatte, das nicht Mario Kart war. Das Fahr- und Spielgefühl ist spannenderweise nicht so sehr Mario Kart wie erwartet. Es fühlt sich für mich eher an wie eine Mischung aus Crash Team Racing und ModNation Racers mit dem Spielspaß von Mario Kart und den Lichteffekten von Blur.

Disney Speedstorm ist im Rennen selbst sehr schnell, actionreich und ein bisschen chaotisch. Mir persönlich fällt es manchmal ein bisschen schwer zu checken, wann der Boost aufgeladen ist, aber das ist wahrscheinlich nur eine Gewohnheitssache. Das Drift-System ist nicht ganz so anspruchsvoll wie bei anderen Games und dennoch macht es Spaß und geht gut durch die Strecken. Die Strecken sind schön gestaltet und nach kürzester Zeit merkte ich auch schon, wie wichtig es ist, die Strecken kennenzulernen. Es gibt viele Abkürzungen und Ideallinien, die es zu nutzen gilt für Bestzeiten. Die Strecken sind kreativ und bieten viele Gimmicks und einiges an Fan-Service, sie funktionieren dabei einfach super für die Rennen. Der Sound des Games ist auch liebevoll der Disney-Lizenz entsprechend umgesetzt, viele moderne Remakes und Neuinterpretationen altbekannter Disney-Melodien (im Streamer-Modus nicht so sehr aus Lizenzgründen, daher nicht wundern wenn die Musik bei Streamern auf Youtube und Twitch etwas anders ist).

Online kann man bei Disney Speedstorm in den Mehrspielermodi Privater Track, Ranglisten-Multiplayer und Regulierter Multiplayer derzeit gegeneinander antreten, es gibt aber auch einen Lokalen Freeplay-Modus, in dem man als Einzelspieler oder auch mit lokalen Mehrspieler-Rennen einsteigen kann. Dazu gibt es auch noch eine Art „Story-Modus“ mit Rennstrecken für Anfänger und einen lokalen Mehrspieler-Modus, bei dem man im Splitscreen mit bis zu 4 Freunden an einer Konsole gegeneinander antreten kann und natürlich auch eine „Season Tour“ so wie ein Modus für zeitlich begrenzte Events. Neben einfachen Rennen gibt es auch andere Modis wie zum Beispiel ein Last Man Standing usw.

Als spielbare Charaktere gibt es zum Start von Disney Speedstorm schon eine feine Auswahl an Disney- und Pixar-Charakteren. Neben den Klassikern wie Mickey Maus, Donald Duck und Goofy findet man auch Figuren aus dem Dschungelbuch, Mulan, Fluch der Karibik, Hercules, Die Schöne und das Biest, Monster AG und viele weitere sollen folgen. Disney hat da ja noch so viele zur Auswahl, wie Pluto, Aladin, Elsa die Eiskönigin, die Toy Story-Figuren, Peter Pan, Jack Skellington, Arielle, Chip & Chap, Dumbo, Pocahontas, Simba, Winnie Puuh, Mirabel, Mary Poppins bis hin zu den Star Wars- und Marvel-Charakteren – so viel Potential. Auch die bis jetzt verfügbaren Strecken sind eine große Hommage an die Disney- und Pixar-Marken. So gibt es zum Beispiel eine Strecke die in einem Kino Saal startet und zum Teil in Schwarz Weiß gestaltet ist, als kleine erinnerung an den ersten Mickey Mouse Film „Steamboat Willie“. Hier macht Gameloft mit Disney Speedstorm vieles richtig, man Merkt hier die Liebe zur Marke Disney, man darf also gespannt sein und sich auf weitere Inhalte freuen.

Eins Spannendes Feature von Disney Speedstorm ist auch, dass jeder Charaktere den man hinters Steuer setzen kann, auch eigene Eigenschaften mit sich bringt, so ist Micky er der klassische Raser, Donald der Raufbold, Goofy ehr der Verteidiger und so weiter, was die Wahl des Rennfahrers auch ein bisschen strategischer gestaltet. Durch das individuelle Leveln der Disney Helden, kann man auch noch spezielle Attacken so wie Verbesserungen in den Attributen vornehmen.

Alles in allem kann ich eigentlich nicht wirklich etwas Negatives zum Gameplay selbst sagen, das ist wirklich auf hohem Niveau, kritischer macht mich das komplexe Menü, das sehr an die Mobile Games erinnert, bei denen man X Stunden zwischen jedem Rennen warten muss, oder Münzen einwerfen muss, die man gegen Echtgeld kaufen muss. Ich hoffe, dass dieses Geschäftsmodell nicht später noch bei Disney Speedstorm Einzug erhalten wird und das Spiel am Ende wirklich hauptsächlich durch kosmetische Sachen finanziert wird und der Grind nicht zu groß wird, sodass man am Ende dann doch gezwungen wird zum Kauf von Tokens, um den Grind zu überspringen.

Gameloft und Disney haben Großes vor: Es soll viele weitere Strecken, weitere Charaktere aus der Disney-Welt und auch weitere Fahrzeuge und Spielmodi geben. Wenn das Spiel in Zukunft gut mit neuen Inhalten versorgt wird, kann ich mir vorstellen, dass Disney Speedstorm ein Dauerbrenner werden könnte, auch wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt auch verstehe, dass manche Spieler kein Geld für ein zukünftiges Free2Play-Game ausgeben wollen. Hier aber wirklich nochmal der Tipp von mir: Wenn ihr euch einen Early-Access-Zugang für Disney Speedstorm holen wollt, nehmt wirklich einfach die günstigste Variante für ca. 30 Euro. Das reicht meiner Meinung nach dicke aus. 

Mein Fazit: Das Spiel hat einen mega schönen Artstyle, eine schöne stimmige Grafik, ein umwerfendes Sounddesign mit einem tollen Soundtrack, einen guten Gameflow, viele unterschiedliche Online- und Offline-Modi, mega sympathische Charaktere (ich liebe Donald und Balu so sehr, auch wenn letzterer sich etwas schwerer steuert) und eine gute und durchdachte Streckengestaltung. Negativ sind die teuren Skins im Shop, aber hey, die sind nur kosmetischer Natur und der Grind scheint auf den ersten Eindruck machbar zu sein, sodass die Shortcuts nicht nötig sind. Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig, aber dennoch super präzise, sodass es Spaß macht und ein Top-Spiel ist. Derzeit ist es das Geld (die 30 Euro) wert für den unglaublichen Spaß, den es macht. Derzeit gibt es noch keine Möglichkeit Tokens gegen Geld zu kaufen, was dafür sorgt dass man derzeit auch im Ranked Modus noch keine „Wale“ gibt, also Spieler die sich künstlich an die Spitze pushen in dem sie viel Geld einwerfen, wie man es zum Beispiel von FIFA 22 Ultimate Team kennt,  bei den anderen Modi ist es eigentlich egal, das bringt mich zu dem Urteil dass jetzt der perfekte Moment für ein einstieg mit dem Gründerpaket in Disney Speedstorm ist. Es ist eine super Grundlage und ich hoffe, dass Gameloft und Disney hier in den nächsten Monaten noch weiter abliefern.

Die Verfügbaren Charaktere zu beginn sind:

• Mickey
• Belle
• Mowgli
• Jack Sparrow
• Megara
• Mulan
• Donald Duck
• Hercules
• Beast
• Li Shang
• Baloo
• Elizabeth Swann
• Sulley
• Mike Wazowski
• Randall
• Celia Mae
• Goofy
• Figment